4.Juni 1988, Rîmnicu Vîlcea

Die Handlung verschiebt sich in einer zweiten Ebene, was ich hier mache verschwindet aus mir und bleibt daneben, ins Äußere; ich bewege mich mechanisch, automatisch. Wasche meine Hände, schau aus dem Fenster, draußen ist es schon Sommer. Alles verwischt sich und ich befinde mich zuhause, alte Bilder, seit Jahren vergangen, blitzen mir durch den Sinn: die Kreuzung der Straße Alexandru Orascu mit der straße Jupiter. Davor ist die Fabrik Luceafarul, draußen ist es warm, es ist warmes Wetter, Sommerwetter, angenehm, es muß gegen abend sein weil es nicht Schwüle ist; eine Zeit der Erinnerungen, eine spezifische Stimmung. Ich spiele Tennis mit Dodo an der Mauer der Fabrik Luceafarul... Jetzt sehe ich das Tor des Hauses von Nummer 22, ziegelrot, das Tor meines Hauses. Auf den Stufen welche ins Mezzanin führen läßt sein Schatten in der Abendsonne der Kirschbaum der Nachbarn, schwer von roten Früchten. Welch wunderbarer Ort, schwer zu beschreiben, aber perfekt real. Ich kann es mich so gut erinnern, mit jedem Grashalm am Rand der Mauern gewachsen, mit jedem Wehen, mit jedem Schatten und Licht, daß ich sicher bin, daß dieser Ort irgendwo existiert, er ist zu schön um verschwunden zu sein. Jener Ort heißt eine ganze Adoleszenz, mit ihren Parfüm. Ich glaube, bald werde ich nach Bukarest fahren und werde ihn wiedersehen.

Aber nein... jenen Ort kann keiner wiedersehen außer ich, weil er nur mehr für mich so existiert. Auch Du, Leser oder Vorbeigehender kannst es nie sehen.

Dort ist nur ein Feld, durchwühlt von Bulldozern.

Erinnerung an einem gestorbenen Haus
(aus dem Journal. Bezug auf der jetzigen Zone der Victoria Socialsmului, sog. Haus des Volkes, welche durch das Opfern von über 30.000 Häusern der Altstadt Bukarests entstanden ist.)