Glasdach im Innenhof
Fotografie und Ingenieur-Realität
Bei einem flüchtigen Blick in den Museumsinnenhof könnte einer behaupten, daß die in diesem Band abgedruckten Fotografien von Alfred Schmid eine übertriebene Zelebrierung sind, von etwas das in Wirklichkeit gar nicht da ist. Selbstverständlich hat man nicht immer die Möglichkeit, sich soweit mit einem letztendes reinen Zweckbau (Belichtung des Innenhofes) zu beschäftigen, bis man alle seine sichtbaren oder versteckten künstlerischen Facetten wahrgenommen, entdeckt, registriert hat. Gleichzeitig möchten wir nicht behaupten, unsere Fotos wären die einzig "wahre" Wirklichkeit des "Dinges an sich" das sich hinter der Ercheinung des Glasdaches verbergen würde.
Denn die Fotografie hat ihren zutiefst subjektiven Blick. Und das ist auch das schöne und kraftvolle dabei: sie kann einen bestimmten Blick verkörpern, diesen mittels der eigenen spezifischen Mittel auf einer intuitiven (also künstlerischen) Weise deutlich machen. Was in dieser Bilderserie gezeigt wird, ist das, was wir uns in die fertige Konstruktion hineindenken und hineinfühlen konnten, aber auch eine Reflexion dessen, was im Laufe des gesamten Entwurfspro-zesses sich als Vision kristallisiert hat. Die Fotos waren für uns eine ständige Überraschung: in der Zeit ihrer Entstehung überraschte uns immer wieder das was wir am Bildschirm oder Fotopapier sahen; die "bildliche Verkörperung" einer Vision die wir im Vorhinein mit dem Fotografen besprochen hatten erwies sich im "fotografierten Stadium" als eine neue, sich verselbstständigende Realität.
Die Fotos des Katalogs zeigen somit eine der im Prizip unendlich vielen möglichen Sichtweisen des neuen Daches im Innenhof. Die komplette Realität dieser Dachstruktur würde aus unzähligen "Ansichten" (seien sie in geschriebener, gezeichneter, fotografierten Form) bestehen, unsere Ansicht ist also nur ein subjektives (daher auch partielles) Wahrnehmen dieser komplexen und im Grunde unaussprechlichen (fr.
ineffable) Wirklichkeit.
Die Fotos versuchen auf einige Merkmale zu fokussieren. Wir wollten eine bestimmte Einheit herstellen, zwischen dem Geist der Konstruktion und dem Geist, in dem die Bilder komponiert und die Blickpunkte oder Ausschnitte gewählt sind (so z.B. wiederspiegelt sich die Symmetrie der Konstruktion in der Komposition mancher Fotoaufnahmen).Sie versuchen, eine Vertiefung des ersten flüchtigen Eindruckes und der Wahrnehmung des Glasdaches als "Objekt der Ingenieurbegierde" zu vermitteln.