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Die Grosse Erleichterung. 2007.


(Auszüge aus einem Artikel für Dilema, bukarester Wochenzeitung für Kultur und Essay)
Horia Marinescu, Juni 2003
Übersetzung aus dem rumänischen von Aranca Munteanu


Integration 2007? Die Frage reißt alte Wunden auf – oder, um nicht zu dramatisch zu werden – lässt erneut Überlegungen aufkommen, auf die ich, in diesem ungünstig pragmatischen Umfeld in dem ich lebe, verzichtet hatte. Denn Wien ist nicht Rom und auch nicht Bukarest. Hier wird nicht inflationär gequatscht, sondern es werden effiziente Lösungen, ohne viel Gerede gesucht. (Sonst gäbe es keine Erklärung dafür, dass Sigmund Freud ein Sofa gebraucht hat, um seine Patienten zum Reden zu bringen. Hätte der Professor seine Ordination in Bukarest gehabt, so wären die Patienten schlangegestanden, um ihm alles Mögliche aus den Tiefen ihres oberflächlichen Ich zu erzählen, und ihn, durch Zuschüttung mit Geschwätz, an den Rand der Verzweiflung gebracht.)

Was wird mit uns passieren? Etwas ausgesprochen Rumänisches. Eine Spur des sorglosen, unbewussten Naturells, das ich so gut kenne, sagt mir, dass es unwichtig ist, ob wir „beitreten“ oder nicht. Ich verzichte aber hier absichtlich auf eine Diskussion politischer Motive und auf die Analyse von Ursachen und möglichen Lösungen. Ich versuche eine Darstellung aus dem Gesichtspunkt des ausserhalb seines Landes wirkenden Rumänen, ich versuche den gesamten moralischen und patriotischen Balast beiseite zu lassen und mich zu fragen, auf der tiefsten Ebene meines Unterbewusstseins – wie auf Freuds Sofa in Wien, Bergasse 19 –, ob es mir was ausmacht, was für versteckte Ängste ruft das in mir hervor und worauf kommt es wirklich an. Und, um ehrlich zu sein, so ehrlich, wie ich Dr. Freud gegenüber gewesen wäre, habe ich keine Bedenken. Irgendwie, vom relativen Abseits des Emigranten betrachtet, erscheinen die rumänischen Ereignisse alles in allem optimistisch. Ich besuche Bukarest, eine Stadt, die ich leidenschaftlich liebe und naiv idealisiere, (wie ein unverantwortlicher und leicht dämlicher tschechovianischer Intellektueller) einige Male im Jahr und aus dieser Sicht scheinen sich die Dinge in summa positiv zu entwickeln. Auf was für Veränderungen kann ich eigentlich hoffen im Laufe einer Generationsspanne, in einem Land wie Rumänien? Ich kann nicht sehr viel erwarten. Nicht nur dass die Illusionslosigkeit mich vor Desillusion schützt, aber es verhilft mir immer wieder zu angenehmen Überraschungen (sieh mal an, die Dinge sind doch nicht so schlecht, wie sie hätten sein können!). Alles in allem geht es uns nicht so schlecht wie Mitte des 19. Jahrhunderts, um 1848 und danach. Wenn die damaligen Rumänen eine Chance hatten und wenn sich der damalige Staat sich zum Besseren entwickeln konnte, warum sollten wir das heute nicht auch tun können? Wenn der grosse Beitritt stattfinden wird, dann wird es eine grosse Erleichterung geben. Zumindest für mich.