artikel aus dem katalog
Glasdach im Innenhof
des Prof. W. Ziesel
 
 
artikel aus dem katalog
Ephesos - Hanghaus II
des Prof. W.Ziesel
 
 

texte aus der provinz:
Deutsch-Wagram

 
 
lakonisches
 
 
kinderfreibad Hofferplatz, Wien 16
 
 
artikel für die zeitschrift Arhitectura
 
 
kulturzeitschrift Dilema, bukarest
 
 
in Wien erschienen...
 
 
artikel für Kontakt - Magazine for Arts and Civil Society in Central Europe
 
 


Das Hanghaus II


Artikel für den Katalog "Ephesos - ein moderner Schutzbau - das Reifen der Idee", Februar 2000, Herausgegeben von Prof. W. Ziesel


Warum erfolgt gerade hier die Überdachung? Weil hier Wohnungen, die 500 bis 800 Jahre lang bestanden haben (von der Zeit der römischen Provinz und bis in die Zeit von Constantius II und später) , welche, so wollte es der Zufall, unter einer Erdschichte unverhältnismäßig gut erhalten blieben. Der Reichtum ihrer ehemaligen Besitzer macht sie heute zu ganz besonderen archäologischen Funden: Das Hanghaus II ist praktisch ein Unikum für die Archäologie, den Funden in Ostia bei Rom oder den Vesuvstädten an die Seite zu stellen. Die Wohnungen sind zum Teil bis zum Obergeschoß erhalten, sie sind ein einzigartiges Beispiel für den städtischen Wohnhausbau im Oströmischen Reich. Architektur, Inneneinrichtung, Kunstgeschmack der reichen Bewohner können nachvollzogen werden. Rückschlüsse auf Lebensgewohnheiten sind in Fülle möglich.

Die Wandmalereien und Mosaike, welche in großer Zahl die erhaltenen Mauern und Böden schmücken, sind für die kulturelle Geschichtsforschung besonders wichtig, denn sie füllen eine Lücke im Denkmalbestand des östlichen Mittelmeerraumes des 2. bis 4. Jh. n.Chr.

Typische Peristylhöfe, so wie sie im griechischen und im römischen Raum anzutreffen sind, bilden den Wohnungsbestand. Also introvertierte Gebäude, geordnet um einen Atriumhof, von Säulen gesäumt, nach aussen fast komplett geschlossen. Die Lage ist auf einen Hang, an der Kuretenstraße, der Prozessionsweg welcher durch die Schneise zwischen den zwei großen Hügeln von Ephesos führt und den unteren Hafenbereich, die Tetragonos Agora mit dem oberen Regierungsviertel der späthellenistischen Zeit verbindet. Die Kuretenstraße ist selbst eine Prachtstraße - gesäumt von Ehrenmonumente, Tore, Grabmäler. So auch die Wohnungen des Hanghauses II - sie wurden oft von markanten ephesischen Figuren bewohnt, so wie Furius Aptus, Leiter der ephesischen Olympien. Die erhaltenen Fresken stellen Szenen des klassischen Theaters dar - Komödien von Menander und Tragödien des Euripides, mythologische Szenen, die neun Musen; ein Porträt des Sokrates und anderer bekannten Philosophen. Prächtige Glasmosaiken und Fußbodenmosaiken mit mythischen Darstellungen stellen eine Rarität in der Archäologie der Zone dar.

Diese große Vielfalt - einmal wieder zum Licht gebracht - riskierte aber noch schneller zu verschwinden, als wäre sie weiter unter der Erde geblieben. Beim Hanghaus II stellte sich also seit Jahren (1967 die ersten Ausgrabungen) eines der großen Probleme der Archäologie: die Konservierung der Funde, ohne sie dem Fach- oder Touristenpublikum vorzuenthalten (z.B. durch neues Anschütten!).

Durch die Bewegung, die im Archäologischen Institut und der Gesellschaft der Freunde von Ephesos in den letzten Jahren kam, konnte diese große Aufgabe, das Hanghaus II zu konservieren, auf eine baldige Lösung hoffen. Durch die rege Tätigkeit der privaten Sponsoren und der Archäologen wurden diese Ziele auch dem zuständigen Ministerium bewusst. Alle zusammen konnten die Arbeit an der Lösung des Hanghausproblems vor einigen Jahren beginnen.