artikel aus dem katalog
Glasdach im Innenhof
des Prof. W. Ziesel
 
 
artikel aus dem katalog
Ephesos - Hanghaus II
des Prof. W.Ziesel
 
 

texte aus der provinz:
Deutsch-Wagram

 
 
lakonisches
 
 
kinderfreibad Hofferplatz, Wien 16
 
 
artikel für die zeitschrift Arhitectura
 
 
kulturzeitschrift Dilema, bukarest
 
 
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artikel für Kontakt - Magazine for Arts and Civil Society in Central Europe
 
 


Die organische Einheit als Prinzip


Einleitung zum Katalog "Ephesos - ein moderner Schutzbau - das Reifen der Idee", Februar 2000, Herausgegeben von Prof. W. Ziesel


Was sich bis heute vielleicht am radikalsten seit der goldenen Ära der modernen Architektur geändert hat, als Le Corbusier oder Mies van der Rohe wie einst uomini universali der Renaissance agierten, ist die Tatsache dass Architektur immer mehr von einer rein künstlerischen Gattung, wo der Architekt den Ingenieuren und Spezialisten seine Vision zur Lösung gab, zu einer Kunst geworden ist, welche in sich nicht mehr extrem hierarchisch, sondern vielmehr mit Gleichwertigkeitsanspruch verschiedene Kunst- und Technologiegattungen vereint.

Auch wenn es oft nur eine Modeerscheinung ist, versuchen die heutigen Architekturentwicklungen mehr und mehr so etwas wie ein “organisches Gesamtkunstwerk” zu erzeugen. Mit dem lebenden Organismus als Vorbild und mit der Technologie als Mittel, versucht man Gebäude zu schaffen, welche in verschiedener Weise auf Umwelt und Kontext reagieren. Dynamische Tragwerke, welche sich einer variablen Belastung anpassen, Aussenhäute welche den Luft- und Energiewechsel des Gebäudes als autarke Zelle steuern, usw.

Alles wird wohl mit den Versuchen von Wladimir Suchow (um die Jahrhundertwende), von Buckminster Fuller oder Konrad Wachsmann begonnen haben, als die erste sich stellende Frage - die der Konstruktion - beantwortet wurde. Heute sind wir in der Lage, der Natur nicht nur die statischen Prinzipien für unsere Gebäude zu entnehmen, sondern auch das allgemeine Prinzip der Wechselwirkung mit der Umwelt.

Eine Architektur, welche organisch das Wissen und das Talent verschiedenster Fachleute vereint, scheint heute möglich geworden zu sein. In dieser Richtung ist auch der Beitrag von Professor Wolfdietrich Ziesel an dieser Entwicklung zu sehen: er befreit den Statiker aus der untergeordneten Rolle des Rechen-Beamten und hebt ihn auf dieser erwähnten Ebene der organischen Durchdringung von Kunst und Wissenschaft, die des von ihm definierten “Ingenieurbaukünstlers”. Das vorliegende Projekt ist (bis jetzt) vielleicht das am besten gelungene Beispiel dieser Ingenieurbaukunst.

Horia Marinescu